Über die Häresie des Hyperinfallibilismus
Was ich gerne diskutieren möchte ist eine
Fehlauffassung von vielen neokonservativen Katholiken, also jenen Katholiken,
die die Entwicklungen infolge des vor 50 Jahren einberufenen zweiten Vatikanischen
Konzils zu einem Dogma erklärt haben. Bei diesen Konzilsfundamentalisten ist
eine Fehlauffassung über das Petrusamt leider sehr weit verbreitet.
Nämlich
eine Vergötterung des Pontifex Maximus
und die damit verbundene Auffassung, das der Papst immer und überall unfehlbar
sei. Das ist falsch, und gar nicht katholisch, das zu glauben. Ja wir machen
uns als Katholiken gerade dadurch zu einer Karikatur und schaffen ein Zerrbild
der Kirche, wie es die häretischen Protestanten und andere vom römischen Papst
und der Kirche Christi getrennte Schismatiker haben. Verstärkt wird dieses
Zerrbild noch durch eine säkuläre Art der Verehrung der Pontifex in der Form eines Popstars, was in unserem Medienzeitalter
besonders mit dem Seligen Johannes Paul II. begann.
Halten wir also fest, was jeder Katholik, sei
er auch ein noch so grosser neokonservativer Konzilsfundamentalist, eigentlich
wissen müsste. Der Papst ist nur dann unfehlbar, wenn er ex cathedra spricht, und das geschah im letzten Jahrhundert nur
einmal (!). Ich wiederhole: einmal
in hundert Jahren. So geschehen in der apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus (1950) von Pius
XII. in der das Dogma von der leiblichen Aufnahme der allerseligsten Jungfrau
und Gottesmutter in den Himmel festgelegt wurde.
Nun suche ich nach einem Namen für diese irrige Auffassung. Ich
schlage vor "Paninfallibilismus" oder
"Hyperinfallibilismus". Darauf können wir uns einigen, statt
"Papismus" oder "Caesaropapismus". Die Begriffe „Papismus“
oder „Caesaropapismus“ erschienen mir auch recht passend als Beschreibung
dieses Denkfehlers aber Sie sind offensichtlich so historisch vorbelastet, das
sich manch ein Kirchenhistoriker daran stösst. Eine Folge dieses unter
Konzilsfundamentalisten verbreiteten Hyperinfallibilismus ist die
Unmöglichkeit, offensichtliche Fehler der Päpste seit Pius XI zu erkennen. Hier
wäre zu nennen die Reform der Karwocheliturgie unter Pius XII., die Zerstörung
der Messliturgie durch Paul VI., der Korankuss und die Assisigebete des seligen
Johannes Paul II., die Aufhebung der Exkommunikation des FSSPX- Bischofs
Williamson durch Benedikt XVI. um nur einige (aus meiner bescheidenen Sicht)
Fehler zu nennen.
Einige dieser erwähnten Pontifices haben sicher auch ihre grossen Verdienste, besonders
Pius XII. in Bezug auf das oben erwähnte Mariendogma sowie der Selige Johannes
Paul II. bei der Bekämpfung des gottlosen Kommunismus. Das ist ausser
Diskussion zu stellen. Aber wir dürfen als Katholiken nicht kritiklose und
denkunfähige Schafe sein. Wir wollen den
Glauben mit Verstand, Herz und Seel begreifen. Wir wollen denkende und fühlende
Teile der Kirche sein, die Senfkörnern gleich aufgehen und wachsen und gedeihen,
so wie im Gleichnis Jesu vom Himmelreich
(Mt
13:31-32).
Matth 13:31-32
In illo témpore: Dixit
Jesus turbis parábolam hanc: Símile est regnum coelórum grano sinápis, quod
accípiens homo seminávit in agro suo: quod mínimum quidem est ómnibus
semínibus: cum autem créverit, majus est ómnibus oléribus, et fit arbor, ita ut
vólucres coeli véniant et hábitent in ramis ejus