Dienstag, 20. November 2012


Über die Häresie des Hyperinfallibilismus

Was ich gerne diskutieren möchte ist eine Fehlauffassung von vielen neokonservativen Katholiken, also jenen Katholiken, die die Entwicklungen infolge des vor 50 Jahren einberufenen zweiten Vatikanischen Konzils zu einem Dogma erklärt haben. Bei diesen Konzilsfundamentalisten ist eine Fehlauffassung über das Petrusamt leider sehr weit verbreitet.

Nämlich eine Vergötterung des Pontifex Maximus und die damit verbundene Auffassung, das der Papst immer und überall unfehlbar sei. Das ist falsch, und gar nicht katholisch, das zu glauben. Ja wir machen uns als Katholiken gerade dadurch zu einer Karikatur und schaffen ein Zerrbild der Kirche, wie es die häretischen Protestanten und andere vom römischen Papst und der Kirche Christi getrennte Schismatiker haben. Verstärkt wird dieses Zerrbild noch durch eine säkuläre Art der Verehrung der Pontifex in der Form eines Popstars, was in unserem Medienzeitalter besonders mit dem Seligen Johannes Paul II. begann.
Papst Pius XII.

Halten wir also fest, was jeder Katholik, sei er auch ein noch so grosser neokonservativer Konzilsfundamentalist, eigentlich wissen müsste. Der Papst ist nur dann unfehlbar, wenn er ex cathedra spricht, und das geschah im letzten Jahrhundert nur einmal (!). Ich wiederhole: einmal in hundert Jahren. So geschehen in der apostolischen Konstitution Munificentissimus Deus (1950) von Pius XII. in der das Dogma von der leiblichen Aufnahme der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter in den Himmel festgelegt wurde. 


Nun suche ich nach einem Namen für diese irrige Auffassung. Ich schlage vor "Paninfallibilismus" oder "Hyperinfallibilismus". Darauf können wir uns einigen, statt "Papismus" oder "Caesaropapismus". Die Begriffe „Papismus“ oder „Caesaropapismus“ erschienen mir auch recht passend als Beschreibung dieses Denkfehlers aber Sie sind offensichtlich so historisch vorbelastet, das sich manch ein Kirchenhistoriker daran stösst.  Eine Folge dieses unter Konzilsfundamentalisten verbreiteten Hyperinfallibilismus ist die Unmöglichkeit, offensichtliche Fehler der Päpste seit Pius XI zu erkennen. Hier wäre zu nennen die Reform der Karwocheliturgie unter Pius XII., die Zerstörung der Messliturgie durch Paul VI., der Korankuss und die Assisigebete des seligen Johannes Paul II., die Aufhebung der Exkommunikation des FSSPX- Bischofs Williamson durch Benedikt XVI. um nur einige (aus meiner bescheidenen Sicht) Fehler zu nennen. 

Einige dieser erwähnten Pontifices haben sicher auch ihre grossen Verdienste, besonders Pius XII. in Bezug auf das oben erwähnte Mariendogma sowie der Selige Johannes Paul II. bei der Bekämpfung des gottlosen Kommunismus. Das ist ausser Diskussion zu stellen. Aber wir dürfen als Katholiken nicht kritiklose und denkunfähige Schafe sein.  Wir wollen den Glauben mit Verstand, Herz und Seel begreifen. Wir wollen denkende und fühlende Teile der Kirche sein, die Senfkörnern gleich aufgehen und wachsen und gedeihen, so wie im Gleichnis Jesu vom  Himmelreich (Mt  13:31-32).

Matth 13:31-32
In illo témpore: Dixit Jesus turbis parábolam hanc: Símile est regnum coelórum grano sinápis, quod accípiens homo seminávit in agro suo: quod mínimum quidem est ómnibus semínibus: cum autem créverit, majus est ómnibus oléribus, et fit arbor, ita ut vólucres coeli véniant et hábitent in ramis ejus